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"Jan, Radfahren kommt vom Radfahren."

Denn dein Körper ist kein Alleskönner, der sich wahllos verbessert, sobald du irgendwas machst. Er ist faul, effizient – und extrem spezifisch. Genau das beschreibt das SAID-Prinzip: Specific Adaptations to Imposed Demands.

Jan im Ziel beim Ironman Switzerland
Das waren meine Bizeps Curls - SAID!

Stell dir vor, jemand bereitet sich auf ein 800-Kilometer-Ultracycling-Rennen vor – und bekommt vom Coach den Tipp: „Vergiss das Rad, du musst den Bizeps aufpumpen – damit bist du stabiler im Rumpf.“ Klingt schräg? Ist es auch. Willkommen im Club der missverstandenen Trainingsprinzipien.


Denn dein Körper ist kein Alleskönner, der sich wahllos verbessert, sobald du irgendwas machst. Er ist faul, effizient – und extrem spezifisch. Genau das beschreibt das SAID-Prinzip: Specific Adaptations to Imposed Demands.


Oder anders gesagt: Du wirst besser in dem, was du trainierst. Punkt.



Heiko Salzwedel: „Radfahren kommt vom Radfahren.“



Einer der prägendsten Sätze meiner Karriere stammt von meinem früheren Trainer Heiko Salzwedel: „Jan, Radfahren kommt vom Radfahren.“ Ein einfacher Satz, der das SAID-Prinzip perfekt auf den Punkt bringt.


Heiko war nicht nur ein brillanter Coach, sondern auch ein Visionär im internationalen Radsport. Nach seiner Zeit in der DDR führte er das australische Nationalprogramm zu Weltklasseleistungen und war massgeblich an der Entwicklung von Fahrern wie Robbie McEwen und Cadel Evans beteiligt. Als Performance Manager bei British Cycling formte er Talente wie Mark Cavendish, Geraint Thomas und Bradley Wiggins. Letzteren coachte er 2015 zum Stundenweltrekord und führte das britische Team 2016 in Rio zu olympischem Gold in der Mannschaftsverfolgung .


Ich hatte das Privileg, gemeinsam mit seinen Athleten von British Cycling in Livigno (Italien) und Toluca (Mexiko) Höhentrainingslager zu absolvieren. Heikos Ansatz war stets klar und fokussiert: spezifisches Training für spezifische Ziele. Seine Philosophie hat meine eigene Trainerlaufbahn tief beeinflusst und erinnert mich täglich daran, dass effektives Training keine Abkürzungen kennt.


Was bedeutet das für dein Ausdauertraining?


  1. Trainiere, was du brauchst – nicht, was du auf Instagram siehst



Wenn dein Ziel ein 70.3 ist, bringt dir dein FTP aus Zwift-Rennen nichts, wenn du keine aerobe Stehvermögen hast. Umgekehrt macht dich ein 5-Stunden-Z2-Ride nicht automatisch zu einem besseren 20-Minuten-Fahrer. Spezifische Ziele erfordern spezifische Reize.



  1. Sinnlose Übungen bleiben sinnlos – auch wenn sie „funktionell" heissen.



Der beste Plan scheitert, wenn du Dinge trainierst, die mit deinem Ziel nichts zu tun haben. Klar kannst du deinen Bizeps stählen – aber wenn dein Rücken bei Stunde 4 auf dem Rad wehtut, liegt das selten an fehlender Muskelmasse und öfter an schlechter Position, Ernährung oder fehlendem Grundlagentraining.



  1. Spezifität braucht Kontext, nicht Dogma.



SAID bedeutet nicht, dass du jede Einheit auf dem Wettkampfgerät absolvieren musst. Aber wenn du zehn Stunden pro Woche trainierst und zwei davon im Gym an Maschinen verbringst, die mit deinem Sport nichts zu tun haben – dann verschenkst du Potenzial.


Jede Stunde zählt. Und zwar dort, wo sie Wirkung zeigt – draussen, im spezifischen Reiz, auf dem Rad, in den Laufschuhen, im Wasser.


Wir trainieren nicht fürs Gefühl, etwas gemacht zu haben – sondern für echte, zielgerichtete Anpassung. Wer für einen Ironman trainiert, braucht nicht ständig Longruns. Aber er muss wissen, welche Systeme wann angesprochen werden – und warum.




Fazit



Wer alles ein bisschen trainiert, wird nichts richtig gut können. Wer aber das SAID-Prinzip versteht, kann mit weniger Aufwand gezielter an seinen Zielen arbeiten – statt ziellos im Fitnessstudio irgendwelche Übungen zehnmal zu machen, während das Rad im Keller Staub ansetzt.


 
 
 

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